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Wie kann Versöhnung geschehen?

Die Welt ist in ein großes Spannungsfeld geraten! Nicht, dass die Spannung neu ist, aber sie nimmt zu. Es geht um die Feindschaft zwischen Juden und ihren „Halbbrüdern“, den Muslimen (1. Mose 12–24). Diese Auseinandersetzung gipfelt im Kampf um das Heilige Land. Darüber hinaus geht es indirekt um nationale Interessen und religiös sehr unterschiedliche Endzeitszenarien. Die Muslime erwarten in Damaskus oder auch Jerusalem die Wiederkunft Jesu; die Juden erwarten ihren Messias.

Die christlichen Nationen haben auf der politischen Weltbühne zwar das politische Schwergewicht und sollten sich für den Frieden einsetzen, aber diese Erwartung erweist sich als unerfüllbar, denn sie werden selbst vermehrt zur Zielscheibe der Kritik oder sogar des Hasses. Wirkliche Erfolge im westlichen Friedensmanagement zeichnen sich nicht ab. Im Gegenteil, je länger über den Frieden im Nahen Osten verhandelt wird, desto unwahrscheinlicher wird wohl die Aussicht auf echten Frieden.

Der Apostel Paulus spricht im Epheserbrief davon, dass Gott einen neuen Menschen erschaffen muss, damit Friede entsteht. Erst der neue, mit Gott versöhnte Mensch ist überhaupt friedensfähig: „Er ist es, der uns allen den Frieden gebracht und Juden und Nichtjuden zu einem einzigen Volk verbunden hat. Durch sein Sterben hat er die Mauer eingerissen, die die beiden trennte und zu Feinden machte. Er hat die getrennten Teile der Menschheit mit sich verbunden und daraus einen neuen Menschen geschaffen. Er hat die beiden in einem einzigen Leib – der Gemeinde – vereinigt und hat ihnen durch seinen Tod am Kreuz den Frieden mit Gott gebracht. Am Kreuz hat er alle Feindschaft ein für alle mal ausgelöscht. Durch ihn dürfen wir beide, Juden und Nichtjuden, in einem Geist vor Gott, den Vater, treten“' (Epheser 2,14–18).

Dieser Frieden muss als Ergebnis der Erlösung, die Jesus auf Golgatha erwirkt hat, sichtbar werden. Er ist in Christus für alle erreichbar, die Jesu Versöhnungswerk am Kreuz annehmen: für ehemalige Muslime, messianische Juden und Christen aus vielen Nationen. Der Weg zum Frieden im Heiligen Land wird nicht einfach sein. Es braucht viel Gebet und jahrelange Bemühungen um Versöhnung. Israel, bzw. Jerusalem, die „Stadt des Friedens“, ist ein Ort von zentraler Bedeutung, um diesen Frieden sichtbar zu machen, denn Jerusalem ist der Schnittpunkt der drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam.

Es gibt jedoch auch viel Ermutigendes: In den letzen Jahren und speziell seit dem Ausbruch der „Intifada“ haben mehr Muslime und Juden im Nahen Osten Jesus als ihren „Friedefürsten“ erkannt als je zuvor. Nun muss die gegenseitige Annäherung folgen. Es geht dabei um mehr als die Überwindung kultureller Unterschiede: Es ist ein geistlicher Kampf an vorderster Front. Was in Israel geschieht, ist zugleich eine wichtige Botschaft für die ganze Welt. Überall auf der Welt, wo Muslime zu Christus finden, sollten sie sich mit ihren Brüdern, den Söhnen Abrahams, versöhnen. Überwindung der jahrhundertelangen Trennung sind unbedingt nötig, damit sich das Reich Gottes entfalten kann. Die Erlösung, die Jesus bewirkt hat, bedeutet nicht nur Rettung für den Einzelnen, sondern auch Versöhnung zwischen den Nationen und die Erfüllung der Verheißungen, die an die biblischen Erzväter ergingen! Von Jerusalem wird das Wort des Herrn ausgehen, sagt der Prophet Jesaja (Kap. 2). Und es waren jüdische Apostel, die den Auftrag bekamen, die Welt mit Gott zu versöhnen (Apostelgeschichte 1,8; Römer 11,8).

Wenn Sie mit diesem Gebetsheft für den Frieden der Menschen mit Gott eintreten, leben, beten und handeln Sie selbst auch in der Gesinnung des neuen Menschen! Die „Braut Jesu“ darf nicht dreigeteilt werden. Messianische Juden, ehemalige Muslime und Christen bilden eine Einheit. Der Geist Gottes bringt uns zusammen und lässt die Liebe und den Frieden zueinander wachsen.

Ein Beispiel verdeutlicht dies: Einer meiner jüdischen Freunde leitet eine Hausgemeinde in Jerusalem. An manchen Abenden ist sein Wohnzimmer voll mit jungen „Sabres“ (in Israel geborenen Juden), die hier von Jesus als ihrem Messias hören und ihn anbeten. Die Frau des Gastgebers, die ebenfalls Jüdin ist, hat arabisch gelernt. Sie ist Reiseführerin, aber in diesen Tagen hat sie viel Zeit, da im Moment nur wenige Gruppen das Land bereisen. So spricht sie mit Muslimen über Jesus Christus und hilft ihnen im Alltag. Dieses Ehepaar darf erleben, wie aus beiden Lagern Menschen Jesus als ihren persönlichen Friedefürst annehmen. Sie leiten sie zur gegenseitigen Liebe an. Hier geschieht das, was der Apostel Johannes lehrt: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und seinen Bruder doch hasst, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht! Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“

Der neue Mensch muss im Handeln sichtbar werden und anderen dienen! Bitte beten Sie mit, dass das überall geschieht, wo Muslime, Juden und Christen zusammenleben.

Hans-Peter Stucki