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Mission vor unserer Haustür

„Gibt es einen Platz für Sie und mich als Missionar in der Welt des Islam?“

Die Antwort ist ein klares JA! Ohne lange Vorbereitung zum Experten kann mein Zeugnis schon morgen beginnen und zwar vor meiner Haustür: Allein in Deutschland leben über 3 Millionen Muslime – und für alle diese Mitbürger ist Jesus gestorben und auferstanden. Nur wissen sie es nicht, weil wir nicht bereit sind, es ihnen zu sagen. Ist es nicht tragisch, wenn diese Menschen nach 20 Jahren oder mehr in ihr Herkunftsland zurückkehren, aber nie überzeugte Christen kennen gelernt haben?

Die folgende Begebenheit ereignete sich kürzlich in Stuttgart: Auf dem täglichen Weg zur Bushaltestelle spricht Herr „Berger“ einen türkischen Mann an und lädt ihn, nachdem sich ein Gespräch entsponnen hatte, mit seiner Familie zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Diese Einladung musste nach den Regeln der nahöstlichen Höflichkeit mehrmals wiederholt werden, bevor sie angenommen wurde. Sie wurde akzeptiert, nachdem abgeklärt worden war, welche Art von Speisen „halal“ (nach den islamischen Speisevorschriften unbedenklich für Muslime) sind. Die Gäste legten großen Wert auf die Wahrung der im Islam üblichen Geschlechtertrennung, daher essen die Männer im Esszimmer, die Frauen im Wohnzimmer. Nur die Kinder rennen zwischen beiden Zimmern hin und her.

Der Nachtisch, ein Obstkuchen, wurde zwar den Kindern von ihrer Mutter untersagt, denn die dafür verwendete Gelatine könnte aus Schweineknochen hergestellt worden sein. Allerdings konnte der Familienvater dann doch nicht widerstehen und aß gleich drei Stücke.

Nach dem Essen sagte die Tochter der muslimischen Familie: „Meine Mutter ist schon 15 Jahre in Deutschland und war noch nie in einer deutschen Wohnung.“ Beim zweiten Besuch kam man auch über religiöse Fragen ins Gespräch, und der Vater der Familie stellte viele Fragen zum christlichen Glauben.

Es ist generell viel einfacher, mit Muslimen über Glaubensfragen zu sprechen als mit deutschen Zeitgenossen, die ihre Religion meist als Privatangelegenheit betrachten. Bald war ein Gegenbesuch vereinbart, und wir wurden zu einem vorzüglichen Essen eingeladen. Wir boten uns das „Du“ an, und beim letzten Besuch kamen dann die Frauen plötzlich aus dem Nebenraum zu uns Männern an den Wohnzimmertisch, und wir aßen gemeinsam in einem Raum.

Wann haben Sie die letzte Bekanntschaft mit einem Muslim oder mit einer Muslimin gemacht? Möglichkeiten gibt es dazu viele: Der Gemüsehändler um die Ecke freut sich über ein freundliches Wort. Wenn in der Nachbarschaft ein Baby geboren ist, schätzt es die Familie, wenn wir uns mitfreuen und gratulieren oder bei einem Todesfall unserer Anteilnahme Ausdruck geben. Oder vielleicht kommt der Klassenkamerad unseres Sohnes oder unserer Tochter mit den Hausaufgaben nicht zurecht. Haben Sie schon einmal Ihre Hilfe angeboten? Eine muslimische Familie an Weihnachten oder Ostern besucht, ein kleines Geschenk überbracht?

Sie können sich auch einen Mitstreiter aus Ihrer Gemeinde suchen und sich nach Möglichkeiten erkundigen, in einem Asylbewerberheim eine Kinderstunde zu halten oder in einem Gefängnis muslimische Strafgefangene zu besuchen und ihnen ein Neues Testament in ihrer Sprache anzubieten. Mit der Unterstützung einiger Interessierter gibt es die Möglichkeit, in der Fußgängerzone Ihrer Stadt ab und zu einen Stand mit Bibeln, evangelistischen Schriften und Kassetten aufzustellen. Hier ergeben sich viele gute Gespräche mit Muslimen. Viele sind Flüchtlinge mit ungewisser Zukunft, fühlen sich einsam und freuen sich sehr über Schriften in ihrer Muttersprache.

Haben wir Angst vor schwierigen Begegnungen, oder trauen wir Jesus Christus zu, dass er die Menschen und die Situation für uns vorbereitet? „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“ (1. Joh. 4,18). Entscheidend ist, dass uns diese Menschen wichtig werden, dass wir uns ihnen zuwenden wollen. Dann werden wir staunen, wie fantasiereich wir plötzlich sind und welch gute Gespräche Gott für uns vorbereitet hat. Es gibt immer Möglichkeiten zum Zeugnis. Bitten wir unseren Herrn, dass er uns die Augen dafür öffnet.

Rudolf Hoffmeister